Veröffentlicht am 23. Jun 2023

Wie funktioniert eigentlich Hydroponik? Ein Interview mit Chris von @Hot.Hydro 🌶

Habt ihr euch auch schonmal gefragt, wer oder was Hydroponik eigentlich ist und wie das funktioniert?
Mich hat dieses Thema schon ein paar mal vorsichtig angestupst, aber dann war es mir doch immer zu technisch – bis jetzt! 
Chris von @Hot.Hydro hat mir im Interview einfach erklärt, wie Hydroponik funktioniert und wie ich ohne viel Geld zu investieren einfach loslegen kann. 

Ich hoffe, ihr könnt aus diesem Gespräch so viel mitnehmen wie ich und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

🌶

Lieber Chris, wer bist du und woher kommst du?

Ich bin Chris, komme ursprünglich aus dem Hamburger Raum und bin vor drei Jahren für die Liebe in den Harz gezogen – und geblieben. Lange Zeit hatte ich keinen Garten, doch seit meinem Umzug habe ich das große Glück, hier direkt am Haus ein kleines Gartenstück zu haben und kann mich hier entfalten!

Chris von Hot.Hydro

Wie bist du denn zum Gärtnern gekommen und wo tobst du dich heute aus?

Ich bin auf dem Dorf groß geworden. Meine Familie hatte einen großen Garten, den meine Oma bewirtschaftet hat.
Wie das so ist, hat sie mich schon als kleinen Knirps mitgenommen und ich habe damals schon mit angepackt und richtig viel von ihr gelernt. Ganz viel davon ist hängen geblieben und hilft mir heute in meinem eigenen kleinen Garten. Der ist „nur“ ungefähr 10×6 Meter groß – aber für mich reicht das überall hin. Ich habe eine kleine Terrasse und etwas Fläche für den Anbau. Bis vor kurzem hatte ich auch ein Gewächshaus, aber das hat den letzten Winter leider nicht überstanden.

Du hast eine besondere Leidenschaft für Chilis, das können wir alle ganz klar an deinen Posts auf Instagram erkennen. Wie kamst du denn dazu? 🌶

Mich begeistert die Sortenvielfalt unheimlich! Das ist ja bei Tomaten auch so – aber Tomaten mag ich nicht 😉 Darum hab ich mich auf Chilis verlegt – allein die Farben und Farbverläufe während der Reifezeit sind einfach beeindruckend. Von gelben bis schwarzen Früchten und Blättern ist alles dabei.

Und welche ist dann deine Lieblingschili? 🌶

Eine einzige Lieblingschili habe ich gar nicht – ich finde besonders die toll, die mit ihrem Farbenspiel und tollen Formen überzeugen. Die „normalen roten“ Chilis interessieren mich gar nicht so sehr.

Die Fidalgo Roxa hatte ich schon im ersten Jahr mit dabei, also ich mit dem Chili-Anbau losgelegt habe. Das Bild ist auch aus dem ersten Anbaujahr.
Sie hat so viele Früchte getragen, dass es richtig beeindruckend war.
Sie ist nicht die schärfste Chili, ihr Schärfegrad liegt bei 7-8, aber das reicht ja auch schon völlig aus. Dazu ist sie fruchtig und sieht mit ihren violetten Früchten und den leicht violetten Blättern wunderschön aus.

Die Purple Ufo mag ich besonders, weil sie so große, tropfenförmige Früchte hat.
Der Schärfegrad liegt bei 5 von 10 und ist daher echt okay – dazu schmeckt sie etwas fruchtig und sieht auch einfach schön aus.
Die Pflanze kann bis zu zwei Meter hoch werden und gleicht dann einem richtigen Chili-Baum.

Die Ghost Tiger ist zwar eine rote Chili, aber bei ihr begeistert mich der Farbverlauf. Die Früchte sind erst schwarz und werden dann dunkelrot – zwischendrin bekommen sie sogar noch Streifen, die dann aber im reifen Zustand weg sind. Die Pflanze hat schwarze Blätter und schwarze Stiele und sieht damit einfach phantastisch aus.

Geschmacklich mag ich die Hot Lemon, oder auch Lemon Drop, besonders gern.
Sie hat einen zitrusartigen Geschmack, trägt super viele Chilis (Rund 100 Stück pro Pflanze) und sieht mit den gelben Früchten auch richtig toll aus!
Ihr Schärfegrad ist auch ebenfalls eine 7 – durch die fruchtige Note wirkt sie aber weniger scharf. Auch sie kann bis zu 2 Meter hoch werden.

Deine Top-Tipps für den Chili Anbau? Hast du ein Geheimnis?

Auf jeden Fall früh anfangen mit der Aussaat! Mit guter LED-Beleuchtung im Januar, ansonsten im Februar, sonst bekommen die Jungpflanzen zu wenig Licht. Bei der LED-Beleuchtung sollte nicht gespart werden, damit die Pflanzen auch optimale Verhältnisse haben.
Damit die Samen gut keimen kommen sie bei mir auf einem feuchten Tuch in eine Plastiktüte, welche ich auf die Heizmatte lege. So keimen sie schneller! Die Samen kommen bei mir dann in Steinwolle, sie können natürlich aber auch in Erde oder anderes Material gepflanzt werden. Wenn die Wurzeln der Jungpflanzen unten aus der Steinwolle bzw. den Töpfchen rauskommen, setze ich sie in ein Hydrosystem, in dem der Wurzelbereich mit Nährlösung besprüht wird. Sind die Wurzeln lang genug, kommen sie in meine Kratky-Eimer und können sich selbst versorgen.

Wenn die Chilis dann geerntet werden können, ist es wichtig, dass sie richtig getrocknet werden.
Auffädeln funktioniert leider nur bei wenigen Chilis – ist die Wand der Chili zu dick, trocknen sie nicht richtig und sie schimmelt von innen nach außen. Ich trockne sie mit einem handelsüblichen Dörrgerät, das funktioniert wunderbar.

Du hast eine ganz besondere Art zu Gärtnern. Erzähl doch mal davon!

Während meiner Zeit in Hamburg hatte ich leider weder Garten noch Balkon. Ich habe dann angefangen, ein bisschen was auf den Fensterbrettern anzubauen und mich mehr und mehr mit Hydroponik zu beschäftigen – denn das ist problemlos auch drinnen möglich! Der große Vorteil beim Anbau mit Hydroponik ist, dass die Pflanzen automatisch mit Wasser und Dünger versorgt werden – so können sie quasi kaum vertrocknen. Es sei denn, die Automatik fällt aus oder die Flüssigkeit ist leer.

Gestartet hab ich mit einer automatischen Bewässerung mit Pflanzen in ganz normaler Erde. Wie das aber so ist, kamen dann die Trauermücken und so bin ich zu einem System mit Tonkugeln gewechselt. Damit war das Mückenproblem gelöst. Natürlich können andere Schädlinge auftreten wie z. B. Blattläuse, aber alles, was mit der Erde zu tun hat, fällt schomal weg. Und ehrlicherweise ist der Anbau ohne Erde in der Wohnung auch einfach sauberer.
Noch ein Vorteil: Die Tonkugeln können nach der Saison einfach durchgespült und wiederverwendet werden.


Beim Hydro-Anbau gibt es verschiedene Arten. Grundsätzlich lassen sie sich aber unterscheiden in Hydrokultur und Hydroponik. Bei der Hydrokultur handelt es sich um stehendes Wasser, in der Hydroponik wird das Wasser zum Beispiel durch eine Pumpe bewegt. Die Pflanzen stehen in speziellem Substrat oder Tonkugeln, die Wurzeln hängen in der Flüssigkeit aus Wasser und Dünger oder werden mit dieser besprüht und werden so gleichmäßig versorgt. Für die absoluten Pro’s gibt es dann noch die Aquaponik – dabei wird Hydroponik mit einem Wasserbecken für Fische, Krebse und Co. kombiniert, um so einen natürlichen Kreislauf zu simulieren.

Welche Tipps hast du für den Start mit Hydrokultur? Womit fängt man an? Und welche Fehler sollte man vermeiden?

Es ist gar nicht nötig, eine super teure Hydroponik-Anlage zu kaufen. Meine Pflanzen stehen in Eimern, die Wurzeln hängen in die Flüssigkeit aus Wasser und Dünger. Das ist die Kratky Methode. Die tiefen Wurzeln sind für die Wasser- und Nährstoffversorgung, die hellen oberen Wurzeln für die Sauerstoffversorgung der Pflanze. Wichtig ist, dass die Pflanzen nicht bis oben hin im Wasser stehen, sondern nur der untere Teil, sonst ersticken sie.
Auch für die Nährstoffversorgung muss nicht sofort viel Geld ausgegeben werden. Viele Hersteller bieten kleine Starter-Kits an, die für den Anfang völlig ausreichen.

Wichtig ist auch, dass die Pflanzen genug Licht bekommen – an einer guten Beleuchtung sollte nicht gespart werden.

Damit die Pflanzen gut versorgt sind, benötigt man ein PH-Messgerät und ein EC-Messgerät. Die gewöhnlichen PH-Messstreifen reichen leider nicht, sie sind viel zu ungenau.
Das PH-Messgerät misst, wie der Name schon verrät, den PH-Wert des Wassers. Dieser muss im neutralen Bereich, am besten zwischen 5,5 und 6,5 liegen, damit die Pflanzen die Nährstoffe im Wasser ordentlich aufnehmen können. Passt der Wert nicht, kann noch so viel gedüngt werden – die Pflanzen könnten mit den Nährstoffen nichts anfangen und bekommen Mangelerscheinungen.
Das EC-Messgerät misst die Leitfähigkeit des Wassers – woraus sich die nötige Menge an Dünger ergibt. Das klingt komplizierter, als es ist – den Dreh hat man sehr schnell heraus.
Bei beiden Geräten gilt: Wer billig kauft, kauft zweimal. Aber es ist auch nicht nötig, überteuerte Luxusgeräte zu kaufen. Gute Mittelklassemodelle reichen völlig!

Wer die Kratky-Methode ergänzen beziehungsweise ein Upgrade dazu möchte, kann eine Luftpumpe mit in die Eimer geben. Hier reicht eine handelsübliche Aquarium-Pumpe. Dadurch wird das Wasser bewegt und mit Sauerstoff angereichert, was zu einer besseren Versorgung der Pflanzen führt.

Und übrigens: Auch wenn man meinen möchte, dass stehendes Wasser mit Dünger anfängt, unangenehm zu riechen, ist dem nicht so. Der Dünger ist meist mineralisch und damit beinahe geruchlos! Und wenn das Wasser bei besonders heißen Temperaturen doch mal kippen sollte, kann es einfach ausgetauscht werden.

Was ist denn schonmal richtig schief gelaufen im Garten?

Ein richtig gutes Low war, als ich für zwei oder drei Tage nicht da war. Ich hab vorher noch an der Wasserpumpe rumgespielt und dann vergessen die Zeitschaltuhr wieder einzuschalten. Die Pflanzen haben also in der Zeit kein bisschen Wasser bekommen. Als ich wiedergekommen bin, hingen alle Pflanzen herunter und sahen fürchterlich aus. Ich hab die Pumpe sofort wieder gestartet und siehe da – die Pflanzen haben sich nach zwei Stunden schon gut erholt. Leider habe ich davon keine vorher/nachher-Fotos oder ein Zeitraffervideo, denn das hätte ich gerne nochmal gezeigt!

Übel war auch, als mir im Gewächshaus die Schnüre gerissen sind, an denen die Tomaten hochgebunden waren. Die Pflanzen sind alle umgeknickt und auf die Chilis gefallen.

Was hast du dir für dieses Jahr vorgenommen?

Dieses Jahr will ich einfach so viele Chilis ernten wie möglich und im Herbst startet meine neue Ausbildung.
Das reicht erstmal für dieses Jahr 🙂

Zum Schluss noch drei spontane Fragen……

🌶 Wenn du dir spontan eine Sache für den Garten kaufen könntest, dann wäre das……

…. ein neues Gewächshaus! 🙂

🌶 Die unnötigste Pflanze der Welt ist für mich….

…. die gibt es nicht! 🙂

🌶 Meine absolute Lieblingspflanze (außerhalb der Chili) ist für mich….

…. die Gurke!


Hast du noch Fragen zu Hydroponik, zum Chili-Anbau oder etwas anderes? Dann schreib Chris gerne auf Instagram unter @Hot.Hydro! <3

GartenMiezMaria

Wie schön, dass Du zu mir gefunden hast! Ich heiße Maria, bin 31 Jahre alt und lebe mit meinem Partner, seiner Tochter und unserem Labrador Rocky in der Nähe von München.
Hier erfährst du, wie du mit einfachen Tipps nachhaltiger und umweltbewusster leben kannst, wie du auch mit wenig Platz die Natur in dein Zuhause holst und dich vielleicht sogar ein Stück weit selbst versorgen kannst!
In meiner Rubrik “Gartengeschichten” findest du zudem Inspirationen aus anderen Gärten und Herzensprojekten, die dich begeistern werden!

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